Schimmelpilz des Monats Juli: Penicillium griseofulvum
Penicillium griseofulvum wurde erstmals 1901 von Dierckx morphologisch beschrieben und als eigene Art innerhalb der Gattung Penicillium anerkannt. Die morphologische Identifikation von Penicillium griseofulvum ist vergleichsweise einfach, da er als einer der wenigen innenraumrelevanten Penicillium-Arten tertiär und quarterverticillate Sporenträger bildet. Das heißt, von einer Hauptachse verzweigen sich bis zu drei Seitenachsen, welche in endständigen Metulae und Phialiden enden.
Bild links:
Penicillium griseofulvum aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf CYA-Agar. Die kreisrunde Kolonie weist dabei häufig einen weißen aufgewölbten Rand von sterilem Myzel auf. Das Zentrum der Kolonien zeichnet sich durch eine massive Sporenproduktion und die damit verbunden gräuliche Färbung ab. Bei älteren Kolonien (> 5 Tage) werden häufig Exudat-Tröpfchen gebildet. Diese können farblos bis leicht gelblich sein. Die genaue Zusammensetzung dieser Exudat-Tröpfchen ist unbekannt, vermutlich enthalten Sie aber neben Mykotoxinen auch Zuckerquellen.
Bild rechts:
Penicillium griseofulvum aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf MEA-Agar. Die Kolonie zeigt dabei ebenfalls einen weißen Rand aus sterilem Myzel und ist in Zentrum jedoch deutlich dunkler grau gefärbt. Die Produktion von Exudat-Tröpfchen findet in geringerem Umfang statt. Im Zentrum der Kolonie bildet sich vereinzeltes Luftmyzel (hellere Bereiche).
Im Labor sind stärker belastete Penicillium griseofulvum Proben an einem sehr intensiv-fruchtigen Geruch zu erkennen, welcher selbst bei geschlossenen Agarplatten gut wahrnehmbar ist. Der Geruch erinnert an Multivitaminsaft. Detaillierte Messwerte zum Wasseranspruch (aW-Wert) sind nicht bekannt (Schimmelleitfaden vom Umweltbundesamt 2017), der häufige Nachweis von Penicillium griseofulvum in getrockneten Nahrungsmitteln lässt allerdings auf einen geringen Wasseranspruch und damit eher auf eine xerophile Art schließen (Food and Indoor Fungi Sec. Ed. 2019).
Penicillium griseofulvum ist weltweit verbreitet auch wenn diese Art nicht zu den häufigsten im Innenraumbereich zählt (Domsch et. al. 2007 Sec. Ed.). Ein Penicillium griseofulvum Befall in Saatgut kann zu einer erheblichen Minderung der Keimfähigkeit der Pflanzensamen führen. Schuld hieran ist vermutlich ein breiter Cocktail an Mykotoxinen (unter anderem Patulin (Food and Indoor Fungi Sec. Ed. 2019)). Das bekannteste Mykotoxin von Penicillium griseofulvum ist jedoch das Griseofulvin, welches 1936 entdeckt und lange Zeit als Anti-Mykotikum in der Humanmedizin verwendet wurde.
Mit einer maximalen Wachstumstemperatur von 35 °C gehört Penicillium griseofulvum nicht zu den thermotoleranten Arten. Gemäß der TRBA 460 ist diese Art in der biologischen Risikogruppe 1 einzustufen und eine Pathogenität bei Menschen wurde bisher nicht festgestellt (Atlas of Clinical Fungi 4th Ed. 2020).
400-facher Vergrößerung unter dem Lichtmikroskop
Quarterveriticillate Sporenträger von Penicillium griseofulvum bei 400-facher Vergrößerung unter dem Lichtmikroskop. Von der Hauptachse des Sporenträgers zweigen sich dabei nach oben hin drei sukzessiv kürzer werdende, phialiden-tragende Seitenachsen ab. Die Hauptachse endet in endständigen Phialiden. Alle Phialiden sind flaschenförmig (sehr kurz) und stehen auf Metulae. Seitenachsen stehen jeweils kurz unterhalb eines Septums, welches die Hauptachse unterteilt. Die Konidiosporen sind rund und werden in langen Ketten gebildet. Präparat mit Baumwollblau eingefärbt.
5150-facher Vergrößerung unter dem REM
Sporenträger und Myzel von Penicillium griseofulvum bei 5150-facher Vergrößerung unter dem Raster-Elektronen Mikroskop (REM) mit Gold unter Vakuum besputtert. Sporenträger mit Metulae, Phialiden und Sporenketten von Myzel ausgehend. In dem gezeigten Beispiel terverticillate (mit zwei Seitenachsen). Sporen und Sporenträger sind deformiert und eingedellt, dies entspricht Präparationsartefakten durch die Vakuum-Besputterung.
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