Schimmelpilz des Monats Februar
Sarocladium kiliense ((Grütz) Summerbell 2011)
Bild links:
Sarocladium kiliense aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf DG18-Agar. Im direkten Vergleich zu den Kolonien auf MEA fällt schnell auf, dass der osmotische Stress der DG18 Platten zu einer erheblichen Veränderung der Koloniemorphologie führt. Die Schimmelpilzkolonien von Sarocladium kiliense wachsen auf DG18 nicht nur deutlich langsamer, sondern insgesamt „krankhaft“ und schlecht. Es werden in diesem Stadium kaum Synnemata und nur wenige Sporen ausgebildet. Die Kolonien bleiben farblos bis leicht weiß und insbesondere bei Konkurrenzdruck durch andere Schimmelpilze, kann bei flüchtiger Betrachtung, der Eindruck einer Hefepilzkolonie entstehen.
Bild rechts:
Sarocladium kiliense aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf MEA-Agar. Die kreisrunde Kolonie bildet nur schwache Farbpigmente aus und bleibt in aller Regel weiß bis sehr leicht gelblich. Die gesamte Kolonie wächst sehr flach auf der Nährmedienoberfläche und bildet Synnemata (gebündelte Myzelstränge) welche sich vom Medium abheben und an deren Spitze die Sporen in kleinen Köpfchen gebildet werden. Sarocladium kiliense ist vergleichsweise konkurrenzschwach gegenüber anderen Schimmelpilzen, sodass die gezeigte Koloniegröße fast ausschließlich von Reinkulturen aber niemals im Beisein von anderen Schimmelpilzen erreicht wird (Daten nicht gezeigt).
Sarocladium kiliense - Feuchtigkeitsindikator in Innenräumen und Eingestuft in der biologischen Risikogruppe 2.
Die Schimmelpilzart Sarocladium kiliense wurde erstmals 1926 unter dem Namen Cephalosporium kiliense beschrieben. Seitdem folgten nicht weniger als 18 weitere taxonomische Beschreibungen dieser Schimmelpilzart unter den verschiedensten Art- und Gattungsnamen. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass Sarocladium kiliense keineswegs nur aus natürlichen Habitaten wie Bodenproben oder pflanzlichen Streu gewonnen wurde, sondern auch in einer Vielzahl von medizinischen Fachzeitschriften auftaucht. Auch in der aktuellsten Version vom Altas of Clinical Fungi (4th Ed. 2020) ist Sarocladium kiliense als Begleitorganismus bei einer ganzen Reihe von Krankheitsbildern beschrieben. Am häufigsten tauchen dabei Hauterkrankungen und Lungeninfektionen auf. Daraus folgert sich auch die Einstufung von Sarocladium kiliense in der biologischen Risikogruppe 2 (siehe TRBA 460:2016).
Im Innenraumsektor ist Sarocladium kiliense nicht nur wegen seiner Einstufung in der biologischen Risikogruppe 2 von Interesse, sondern auch wegen seines hohen Wasseranspruchs, durch den dieser Schimmelpilz in aller Regel auf feuchten bis nassen Materialien vorkommt (Food and Indoor Fungi Sec. Ed.). Sarocladium kiliense zählt, ebenso wie die Art Sarocladium strictum, zu den anerkannten Feuchtigkeitsindikatoren in Innenräumen, deren erhöhter Nachweis auf einen Feuchtigkeitsschaden hinweisen kann. In älterer Literatur werden beide Arten noch unter dem Gattungsnamen Acremonium geführt. Da sowohl Sarocladium kiliense als auch Sarocladium strictum einen hohen Wasseranspruch aufweisen und sich zudem erst nach längerer Inkubation sicher morphologisch unterscheiden lassen, werden die beiden Arten in der Routineanalytik häufig unter der Gattungsbezeichnung Acremonium oder Sarocladium zusammengefasst (Food and Indoor Fungi Sec. Ed.).
Sarocladium kiliense wächst nicht nur unter Laborbedingungen äußerst filigran und weißlich. Auch auf Tapeten und anderen Baumaterialien, ist selbst ein großflächiger Befall, häufig nicht mit dem bloßen Auge erkennbar, weswegen Laborproben mit spezifischer Präparation und Färbetechnik für den Nachweis relevant sind. Hier eigenen sich besonders Klebefilmpräparate oder Materialproben. In Raumluftproben ist die Gattung Sarocladium (= Acremonium) durchaus ebenfalls aber erfahrungsgemäß deutlich seltener nachzuweisen.
Lichtmikroskopische Aufnahme von Sporenträgern
Die Art bildet sehr feine und langgezogene Phialiden (Sporenträger) aus, an deren Ende in aller Regel weniger als 10 kleine elliptische - lanzettliche Sporen gebildet werden. Als Charakteristikum der gesamten Gattung Sarocladium werden die Sporen in kleine „Köpfchen“ (runde Zusammenballung am Ende einer Phialide) sogenannten „slimy heads“ gebildet. Die einzelnen Sporen sitzen nur lose am Ende der Köpfchen, weswegen diese während der Präparation häufig zerfallen. Das Präparat ist mit Baumwollblau gefärbt.
Lichtmikroskopische Aufnahme von Myzelaggregaten, Sporen und Chlamydosporen (große runde bis eiförmige Dauersporen)
Als eines der wichtigsten Differenzialmerkmale zu anderen Vertretern der Gattung Sarocladium gelten die sogenannten Chlamydosporen, welche bei älteren Kolonien (ca. 2 Wochen) unter Laborbedingungen ausgebildet werden. Die Chlamydosporen entstehen direkt in dem Myzel und werden mit zunehmendem Altem abgeschnürt. Da Chlamydosporen sehr nah am Substrat gebildet werden, lassen sie sich nur mittels Quetschpräparaten von den Kolonien entnehmen. Das Präparat ist mit Baumwollblau gefärbt und von einer OA-Platte (Hafermehl-Agar) entnommen.
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